Geschichte des Coton – Die madagassische Zeit

Viele Legenden ranken sich um die Ursprünge des Coton de Tuléar.

Eine der schönsten ist die folgende: Im 16. Jahrhundert waren die kleinen Malteser (eine alte französische Hunderasse) an allen fürstlichen Höfen vertreten.

Viele dieser Hunde fuhren auf europäischen Schiffen um die Welt: großen Handelsschiffen, mächtigen Kriegsschiffen, schnellen Booten von Piraten, Korsaren und anderen Freibeutern.

Einige dieser kleinen Malteser waren Luxusgeschöpfe, privilegiert und verhätschelt, machten sie es sich in den Kabinen der Schönen dieser Epoche bequem. Sie wurden ebenso geschätzt wie das schönste Geschmeide.

Andere dieser Hunde hatten weniger Glück. Sie mussten – in die Tiefen des Schiffsbauches verbannt – die Populationen von Ratten und anderen Plagen auf ein erträgliches Maß für die Mannschaft reduzieren.

Man erzählt sich, dass einst vor der Küste Madagaskars Piraten ein Handelsschiff angegriffen hatten, auf dem eine Dame von großer Schönheit reiste. Diese Schöne hatte ihre kleinen Malteserhunde dabei: Belle, Bijou und Trésor. Es entbrannte ein wütendes Gefecht. Plötzlich kam ein furchtbarer Sturm auf und beide Schiffe sanken. Es gab keine Überlebenden, bis auf die kleinen hübschen Hunde der Dame und einen kleinen frechen Schlingel aus dem Bauche des Schiffes namens „Brigand“ und von Beruf Rattenfänger. Die kleine Gesellschaft erreichte schwimmend den Strand der großen Insel.

Was kommen musste geschah: Brigand verführte Belle, Bijou und Trésor und sie bekamen viele kleine Cotons. Im Rudel unter der Führung eines „Chefs“, gewitzt, listig, flink wie ein Blitz (Erbe des Papas) aber auch niedlich, hübsch und von zerbrechlicher Erscheinung (Erbe der Mamas) gewannen sie die Herzen der Bewohner der Stadt Tuléar im Süden von Madagaskar. Sie „kolonisierten“ die ganze Insel, bevor sie sich in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts an die Eroberung Frankreichs machten. Leider gibt es keine Beweise für diese nette Geschichte. Aber die Cotons sind noch immer gewitzt, listig und flink, lieben es im Rudel zu leben und sind sehr anpassungsfähig. Bekannt ist auch, dass sich seit dem 16. Jahrhundert Europäer in Madagaskar niedergelassen haben, vor allem französische Kolonialisten. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie ihre Haustiere und vor allem ihre Hunde mitgebracht hatten. Zu jener Zeit waren Malteser in Frankreich in Mode. Der damalige französische Gouverneur von Fort Dauphin (ebenfalls im Süden von Madagaskar), Etienne von Flacourt, schrieb, dort eine Anzahl von Hunden beobachtet zu haben. „Sie sind klein, mit langer Schnauze und kurzen Beinen wie Füchse [es stimmt, auch der Coton von heute erinnert an einen kleinen Fuchs, wenn er sich anschleicht, sich versteckt, so tut, als ob er jagt]. Manche sind weiß. Sie wurden von Hunden gezeugt, die aus Frank reich kamen und blieben, … sie haben kurze Ohren.“ Der franz. Wissenschaftler Guillaume Grandidier beschrieb Anfang des 20. Jahrhunderts seine Begegnungen mit Hundemeuten: „Arme ausgehungerte Tiere, die in den Dörfern herumstreunten, den Schweinen die ekelhaftesten Abfälle streitig machen, oder die in den Busch gingen und von der Jagd lebten wie die wilden Tiere“ Sicher ist eines, der Coton ist in Madagaskar aufgetaucht. Aufgrund einiger seiner morphologischen Charakteristika ist er wahrscheinlich mit den Maltesern (einer alten französischen Rasse) verwandt, die auf irgendeine Weise auf die Insel Madagaskar gelangten und indem sie sich mit lokalen oder importierten Hunden vermischten, zum Ursprung des Stammes der kleinen Cotons wurden. Die Cotons waren in Madagaskar einer langen und harten natürlichen Selektion ausgesetzt, die vier Jahr hunderte lange dauerte (3- bis 400 Hunde-Generationen). Diese Selektion brachte schließlich eine Hunderasse hervor, die außerordentlich gut an die harten Lebensbedingungen angepasst war. Man darf annehmen, dass wohl nur die Stämme mit langem, baumwollartigem, weißem Fell überlebt haben, welches dem Hund die bei diesem Klima im Süden von Madagaskar (über 40 Grad im Schatten) notwenige Wärmeisolierung lieferte. Ebenso entwickelten sich die zum Überleben notwendigen Fähigkeiten der Tiere: aufgeweckt, vorsichtig, lebhaft, schnell beim Laufen und angepasst an ein Leben in der Meute. Diese natürliche Auswahl schenkte uns einen außergewöhnlichen Hund, der – äußerst anziehend fürs Auge – dank seines wunderbaren Fells, das außer dem Aussehen ja auch eine nützliche Funktion hat, nämlich vor großer Hitze zu schützen – sehr lebhaft und intelligent, vollkommen gebaut und muskulös ist – seinen verführerischen Charme ausnutzt

Copyright: Marianne Rudolf

Literaturquellen: CLUB du Chihuahua, du Coton de Tuléar et des Exotiques, Frankreich / Wikipedia Coton von Madagaska

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